Dürfen wir Ihnen die erste Rudolf Steiner Schule der Schweiz vorstellen? Alles begann 1926 in der Lindenhofstr. 9 mit Koedukation, Frühfremdsprachen und Textzeugnissen für 30 Kinder in drei Klassen. Heute sind wir auf rund 600 Kinder in 6 Kindergärten und 25 Klassen gewachsen. Wie es dazu kam? Lesen Sie selbst.

1926 – 1931
Erstes Schulhaus in der Lindenhofstr. 9

Bildungsdirektor Fritz Hauser setzt sich ein

September 1919 öffnet in Stuttgart die weltweit erste Waldorfschule auf der Uhlandshöhe ihre Türen. Der Basler Bildungsdirektor Fritz Hauser lädt Rudolf Steiner am 27. November 1919 für einen öffentlichen Vortrag über Pädagogik ein. 1923 richtete der neugegründete Schulverein ein Bewilligungsgesuch an den Erziehungsrat. Doch der Erziehungsrat hat zunächst Bedenken, die Schule könne mit ihrem Lehrplan keine Lernziele erreichen, die mit der öffentlichen Schule vergleichbar seien.

Erziehungs- und Regierungsrat erteilen die Bewilligung

Deshalb übergibt der Erziehungsrat das Gesuch an Paul Häberlin, Professor für Psychologie, Philosophie und Pädagogik an der Universität Basel. Häberlin soll ein Gutachten erstellen, ob die Lernziele der öffentlichen Schule erreichbar seien. Sein Ergebnis: Ein Urteil über die Erreichung der Lernziele sei erst möglich, wenn die Schule existiere und in Betrieb sei. Der Erziehungs- und der Regierungsrat folgen diesem Urteil und erteilen 1924 die Bewilligung.

Koedukation, kein Sitzenbleiben, Frühfremdsprachen

1926 öffnet die erste Rudolf Steiner Schule der Schweiz an der Lindenhofstrasse 9 ihre Türen – mit drei Klassen und dreissig Kindern. Die Schule unterscheidet sich stark von der Volksschule. Mädchen und Jungen gehen von Anfang an in eine Klasse, besuchen den selben Unterricht und haben eine gleich lange Schulzeit. Sitzenbleiben ist ausgeschlossen. Französisch und Englisch werden von der ersten Klasse an unterrichtet. Die Schüler*innen erhalten Textzeugnisse, die auch das Lern- und Sozialverhalten beschreiben. Die wichtigsten Fächer finden in Epochen statt.

1931 – 1967
Engelgasse und Lange Gasse

Das Schulhaus in der Engelgasse 9

Im Frühjahr 1931 bezieht die Rudolf Steiner Schule Basel ein grösseres Schulhaus an der Engelgasse 9. 1933 gibt es erstmals eine neunte Klasse, 1938 erstmals eine zehnte Klasse. Mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs dürfen die deutschen Kinder nicht mehr zur Schule kommen. Ehemalige Schüler fallen als Soldaten. Die Weltkriegsjahre stellen Schule und Lehrpersonen vor wirtschaftliche Probleme.

Neue Räume: Lange Gasse 33 und 35

Dank tatkräftiger Hilfe durch die Eltern kann 1944 das angrenzende Gebäude in der Langen Gasse 33 gekauft werden. 1952 verhilft der Erwerb des Hauses in der Langen Gasse 35 zu weiteren Klassenräumen.

Ankauf des Hauses Engelgasse 7

1954 kauft die Schule das Haus in der Engelgasse 7. 1959 findet der Unterricht wegen Raummangel zusätzlich in vier Barackenräumen im Schulhof statt. Die Schule führt seit 1960 bis zur 12. Klasse.

1961 – 1967
Neubau auf dem Jakobsberg

Land von der Christoph Merian Stiftung

1961 erwirbt der Schulverein das Gelände von der Christoph Merian Stiftung auf dem Jakobsberg im Baurecht und sichert die Finanzierung für einen Neubau, indem er die bisherigen Liegenschaften verkauft.

Architekt Hans Leu und Statiker

1962 gewinnt der Architekt und ehemalige Schüler Hans Felix Leu den Architektenwettbewerb für das neue Schulhaus. Kernstück ist der Grosse Saal für 550 Personen, der an einer sich öffnenden Auster orientiert ist. Die Statik des Saals verantwortet der Ingenieur Heinz Hossdorf, der auch die Aula der Universitätsbibliothek und das Dach des Stadttheaters mitentworfen hat.

Grundsteinlegung und Eröffnung

1964 findet die Grundsteinlegung statt für das neue Schulhaus auf dem Jakobsberg statt. 1967 wird das neue Schulhaus von den nun 600 Schüler*innen bezogen.

1967 – 1991
Die Schule wächst

Kindergärten auf dem Bruderholz, in Therwil und in Riehen

1971 eröffnet der erste Kindergarten der Schule auf dem Bruderholz. 1972 entsteht der Kindergarten in Therwil. Ab 1973 wird die Rudolf Steiner Schule Basel durchgehend von der 1. bis zur 12.Klasse doppelzügig geführt und umfasst nun einschliesslich Kindergärten über 800 Kinder und Jugendliche. 1975 wird der Kindergarten in Riehen eröffnet. 1976 feiert die Schule ihr 50-jähriges Bestehen.

Anbau für Eurythmie und Administration

Nach einjähriger Bauzeit wird 1975 der Anbau für zwei Eurythmiesäle, zwei Klassenzimmer, Heileurythmieraum und Büro fertiggestellt und bezogen.

Kindergärten in Allschwil und auf dem Bruderholz

1982 entsteht der Kindergarten in Allschwil. 1985 kommt ein weiterer Kindergarten auf dem Bruderholz dazu. 835 Schüler*innen besuchen nun die fünf Kindergärten und die Klassen 1 – 12.

Musiksaal, Singsaal und Besprechungszimmer

Nach kurzer Bauzeit findet im November 1985 die festliche Einweihung des grossen Musiksaales, des Singsaales und des Besprechungszimmers statt.

Gemeinschaftsraum und Küche

Ein Gemeinschaftsraum wird 1995 ans Schulhaus angebaut. Er dienst als Raum für Aufenthalt, Mittagstisch, Elternabende und Anlässe. Gleichzeitig nimmt die erweiterte und renovierte Schulküche ihren Betrieb auf.

Neue Rechtstruktur: Mitarbeitende

Die Schule erhält 1991 neue Statuten: Die rechtliche Trägerschaft geht auf die Mitarbeitenden und Lehrpersonen über.

1992 – 2012
Arbeit an der Schulorganisation

Qualitätsmanagement

Die Rudolf Steiner Schule Basel führt 1999 das Qualitätsmanagement «Wege zur Qualität» ein.

Schwerpunktfächer, Übertrittsvereinbarung mit Gymnasien

Im Schuljahr 2000/01 starten die Schwerpunktfächern in den 11. und 12. Klassen. Mit den Gymnasien in Basel-Stadt und Baselland werden Übertrittsvereinbarungen geschlossen: Schüler*innen können nach der 12. Klasse auf Empfehlung prüfungsfrei in die Maturklasse übertreten und in einem Jahr die Matur erwerben.

Elternrat

2002 wird der Elternrat gegründet, um die Zusammenarbeit zwischen Eltern und Schule zu vertiefen. Heute arbeiten Eltern im Vorstand des Schulvereins mit.

Mediationsstelle und Suchtberatungsstelle

2003 entsteht eine Mediationsstelle, an die sich Eltern, Lehrpersonen sowie Schülerinnen und Schüler im Konfliktfall wenden können. 2005 richtet die Schule eine Suchtberatungsstelle ein.

Bewegtes Klassenzimmer

Für die ersten beiden Klassen wird 2005 das Bewegte Klassenzimmer eingeführt. Zentrales Element sind Bänke, auf denen die Schüler*innen balancieren, sitzen und schreiben können. Oder die Bänke werden an den Wänden platziert, damit ein Freiraum entsteht.

Tagesbetreuung Jakobshüttli

Auf das Schuljahr 2005/06 öffnet das Jakobshüttli seine Türen, eine schulergänzende Tagesbetreuung vom Kindergarten bis zur 5. Klasse.

Ein neues Konzept für die Mittelschule

Mit dem Schuljahr 2005/06 wird die Integrative Mittelschule IMS eingeführt, ein Bildungsgang für die Klassen 10 – 12. Die Schüler*innen können den Abschluss IMS B für den Eintritt in eine Berufslehre erwerben. Der Abschluss IMS F eröffnet den Weg an die Fachhochschulen, die den Abschluss anerkennen.

Integrationskonzept

2011 – 12 nimmt die Schule zwei Kinder auf, die auf der Grundlage von Einzelintegration in einer Klasse unterrichtet werden. Eine Heilpädagogin begleitet die Kinder. Der Kanton übernimmt die Kosten für die Integration, die Eltern übernehmen das Schulgeld.

2012 – heute
Neue Bauvorhaben

Die Stiftung Edith Maryon erwirbt das Land

Die Christoph Merian Stiftung CMS war ursprünglich Eigentümerin der gesamten Landes (Parzelle 1827). Dazu gehörte der Wald oberhalb des Rudolf Steiner-Wegs, das jetzige Schulareal, das Familiengartenareal und der Wald-Spickel unterhalb des Grossen Saals. 1962 hat der Schulverein das Schulareal von der CMS im Baurecht erworben (Baurechtsparzelle B3684). Die Stiftung Edith Maryon hat das Land per 1. Januar 2015 von der CMS gekauft. In einem neuen Baurechtsvertrag hat sie dem Rudolf Steiner Schulverein das Areal bis 31. März 2019 zu den bereits bestehenden Baurechtskonditionen überlassen.

Neue Bauvorhaben

Die Rudolf Steiner Schule Basel plant seit 2012 eine Reihe neuer Bauvorhaben. Grosser Saal, Bühne und Schuleingang wurden vom Februar bis August 2016 erfolgreich umgebaut und geben der Schule ein neues Gesicht. Aktuell ist das Bauvorhaben „Verdichtung und Erweiterung“ in Vorbereitung. Dazu gehören Räume für Physik, Chemie, Kunst und Werken, eine zweite Turnhalle, ein Ausbau der Tagesbetreuung, eine Mensa, ein Lift und zwei neue Pausenplätze. Der Baubeginn ist für März 2022 geplant, die Inbetriebnahme für Mitte 2024.